Autor: firm-it solutions gmbh – Umsetzungspartner vom Institut Treuhand 4.0
Interview mit Philipp Dobler
Partner bei Dobler Rechtsanwälte AG und Co-Founder von firm-it solutions gmbh
Wenn eine Entwicklung Trend wird, ist es meistens bereits zu spät.
Einige Gedanken zur Digitalisierung in der Welt des Treuhänders.
Im Zuge der globalen elektronischen Vernetzung verändert sich die Welt der Anbieter. Warum?
Die Kunden holen im Internet zunächst auf einfache Weise so umfangreiche wie gezielte Informationen ein. Anbieter und Kunden handeln sodann elektronisch, d.h. papierlos, überall und ohne Verzögerung. Damit veralten alsdann seit Jahrtausenden funktionierende Abläufe, ja ganze Geschäfte laufend. Überholt werden sie von neuen Modellen, die an die neuen Faktoren angepasst sind.
Es fällt auf, dass Marktteilnehmer mit neuen Modellen Erfolg haben, wenn sie qualitativ einwandfreie, einfach bedienbare und – im Vergleich zu den traditionellen Geschäften – unschlagbar günstige Produkte oder Dienstleistungen anbieten. Ferner sind Dienstleister erfolgreich, welche die digitalisierten Produkte rasch einsetzen, um für ihre Kunden einen Mehrwert zu generieren.
Welche Geschäftsbereiche sind im Begriff digitalisiert zu werden?
In standardisierten Abläufen ist die Maschine unschlagbar gut – schneller als jeder Mensch und fehlerfrei. Halten Sie sich die Geschichte der Industrialisierung vor Augen. Die Maschine bringt die Zahnpasta einwandfrei in die Tube. Wir sind darin viel schlechter. Genauso wird die Digitalisierung fortschreiten. Es begann mit dem Kauf von Büchern über Internet. Derzeit sind wir dabei angelangt, dass kaum noch einer ein SBB-Ticket am Schalter kauft. Ausserdem beginnen wir zwischen ganz einfachen Anwendungen, die jeder vornehmen kann – zum Beispiel die elektronische Zeitung zu abonnieren – und schwierigeren Themen zu trennen. Sind die Abläufe etwas komplizierter oder ungewohnt, zieht der Kunde üblicherweise Fachleute bei.
Ein Paradebeispiel ist der Bereich der Beurkundungen. Die Statutenänderung einer GmbH etwa entspricht regelmässig einem standardisierten Vorgang. Dieser ist aber für die Geschäftsführung ungewohnt, weil er selten ist. Und nicht ganz unkompliziert. Für gewöhnlich lässt eine Gesellschaft solche Vorgänge über den Treuhänder abwickeln. Unter dem Strich wird die Beauftragung des Treuhänders in der Regel deshalb die günstigere Variante sein.
Der Treuhänder seinerseits ist indessen froh, auf ein digitales Produkt zurückzugreifen. Einmal bereitet er Urkunden nicht täglich vor. Es fehlt ihm an Übung. Sodann ändern die gesetzlichen Grundlagen schnell, weshalb er dauernd neue Vorlagen braucht. Alsdann ist die Arbeit des Treuhänders fehleranfällig. Eine App hingegen funktioniert fehlerfrei. Hinzu kommt die Zeitersparnis. Schliesslich wird die Online-Beurkundung viel günstiger sein.
Ist konservative Haltung falsch?
Nichts gegen das Bewahren. Gutes und Erfolgreiches muss nicht aufgegeben werden, weil das generelle Umkrempeln gerade in Mode ist. Die evolutionäre Veränderung ist massiv erfolgreicher als Revolution. EVOLUTION ist das Schlagwort der Menschheitsgeschichte.
Die Digitalisierung von Standardabläufen ist aber eben gerade Evolution. Genauso wenig kommt heute jemand noch auf den Gedanken, Bücher abzuschreiben. Bücher werden gedruckt.
Was ist von Digitalisierungsskeptikern zu halten?
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Es empfiehlt sich definitiv, nicht alles sofort einzuführen, was beworben wird. Aber eben: Man kann auch den Zug verpassen. In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass Sie wertfrei, also ohne Scheuklappen denken. Ein Beispiel aus der Vergangenheit: Mit dem Aufkommen des von Gutenberg entwickelten Verfahrens druckten auch Robert Barker und Martin Lucas die Bibel ab. An prominenter Stelle vergassen die Setzer ein Wort und so wurde aus „Du sollst nicht ehebrechen“, „Du sollst ehebrechen“. Die Kritiker des Drucksystems argumentierten damals wie die Kritiker der Digitalisierung heute. Sie benutzten den Fehler als Argument für die Überlegenheit der Tradition. Die Digitalisierung ist genauso unaufhaltsam wie es der Gutenberg Druck war.
Welcher Rat ist teuer?
Die Anpassung an die beschriebene, elektronische Welt bildet Voraussetzung für das wirtschaftliche Überleben. Gerade Treuhänder stehen unter Druck. Indem sie Beurkundungen für ihre Kunden auf digitalisiertem Weg abwickeln, vermeiden sie, dass es der Kunde im Netz im Alleingang versucht. Nämlich beispielsweise Firmen zu gründen, Gesellschaftsnamen anzupassen, Sitze zu wechseln, Zwecke zu ändern, Personenmutationen durchzuführen und ganze Gesellschaften zu liquidieren.
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